Achtsamkeit - Was ist das eigentlich?

Veröffentlicht am 7. März 2023 um 13:27

Woran denkst du, wenn du das Wort „Achtsamkeit“ hörst? Es klingt ein wenig wie „Achtung, aufpassen“, oder? Ganz falsch ist das nicht. Achtsamkeit bedeutet nämlich, aufmerksam und mit offenen Sinnen durchs Leben zu gehen. Die Sinne, das sind:

  1. Sehen

  2. Hören

  3. Riechen

  4. Schmecken

  5. Fühlen

Mit Fühlen ist das körperliche Fühlen gemeint, zum Beispiel das Tasten mit Händen und Füßen oder das Empfinden auf der Haut. Es gibt aber auch noch einen 6. Sinn, und zwar das Fühlen mit dem Herzen. Auch diese Art des Fühlens gehört zur Achtsamkeit.

Die Welt ist voller kleiner Wunder, wenn man alle Sinne öffnet, sich Zeit nimmt und im Herzen bereit ist, das Schöne wahrzunehmen. | Achtsamkeits-Blog für Kinder von Fee Walden und Robinia Huth

Du hast also sechs Sinne, und beim achtsamen Erkunden der Welt setzt du all diese Sinne ein, entweder einzeln oder zusammen. Achtsamkeit heißt, dass du auf die Dinge achtest, die du mit deinen Sinnen wahrnehmen kannst, und dass du mit deiner Aufmerksamkeit bei dem bist, was du gerade erlebst oder tust. Natürlich siehst, hörst, riechst, schmeckst und fühlst du auch, wenn du nicht achtsam bist. Aber das ist nur ein kleiner Bruchteil von dem, was du durch Achtsamkeit entdecken kannst. Schade, denn so verpasst du ganz viel!

Doch wie erlebt man Achtsamkeit und wie fühlt sich das an? Du kennst ganz bestimmt dieses Gefühl, etwas achtsam zu entdecken und zu empfinden, wenn du von etwas Neuem ganz begeistert bist. Dann nimmst du jede kleine Einzelheit wahr und fühlst die Freude in deinem Herzen. Als kleines Baby warst du sogar immer achtsam, denn da war alles neu und aufregend für dich. So ging es uns allen, und das heißt: Wir kommen eigentlich als achtsame Wesen auf die Welt. Achtsamkeit ist eine ganz natürliche Fähigkeit. Sie bezieht sich aber nicht nur auf neue Erlebnisse und Entdeckungen, sondern ermöglicht uns vielmehr, das Besondere in allem zu erkennen und jeden Moment bewusst zu erleben. Achtsamkeit braucht keine großartigen Dinge, sondern durch sie werden die kleinsten und scheinbar selbstverständlichsten Dinge großartig. Mit Achtsamkeit kannst du aber auch helfen, denn durch sie bemerkst du zum Beispiel, wenn es einem Menschen, einem Tier oder einer Pflanze nicht gutgeht.

Du fragst dich jetzt aber wahrscheinlich: „Wenn Achtsamkeit eine angeborene Fähigkeit ist, warum muss ich sie dann noch lernen?“ Darauf haben wir zwei Antworten: Erstens musst du es nicht, aber vielleicht willst du es ja, weil es etwas Tolles ist. Zweitens bist du höchstwahrscheinlich schon längst nicht mehr so achtsam wie als Baby, vielleicht sogar schon gar nicht mehr achtsam. So ist es bei den allermeisten Menschen – im Laufe der Zeit geht uns die wunderbare Fähigkeit der Achtsamkeit immer mehr verloren. Das liegt zum großen Teil daran, dass wir uns zu sehr stressen lassen. Wir sind oft in Hektik oder grübeln über irgendetwas, machen mehrere Sachen gleichzeitig oder wetteifern mit anderen. Und dann ist da noch die Reizüberflutung aus unserer Umgebung. Hier dröhnt ein Flugzeug, da brausen Autos vorbei, dort mäht einer den Rasen, nebenbei piept andauernd das Handy, bunte Bilder flimmern über den Bildschirm und in der Fernsehwerbung erzählt uns schon wieder jemand, was wir angeblich unbedingt kaufen müssen. Das alles ist Stress für die Seele und es lenkt unsere Aufmerksamkeit von den vielen kleinen schönen Dingen ab, die wir entdecken und erleben könnten, und auch von dem, was wirklich wichtig ist. Und weil dieser Stress ein ganz normaler Bestandteil unseres Alltags ist, wird auch die Unachtsamkeit ganz normal für uns. Oftmals ist es wirklich die Umgebung, die uns die Achtsamkeit erschwert, in vielen Fällen verhalten wir uns aber auch einfach gewohnheitsmäßig unachtsam. Ein paar Beispiele:

Du hörst den Gesang eines kleinen Vogels nicht, weil der Autolärm viel lauter ist.

Du siehst nicht den Schmetterling, der neben dir herumflattert, weil du auf dein Handy starrst.

Du bemerkst nicht das schöne neue Blatt deiner Zimmerpflanze und auch nicht, dass sie Durst hat, denn du hetzt nach den Hausaufgaben sofort zum Training los.

Du riechst nicht den Duft der Blumen am Wegrand, da die Luft voller stinkender Abgase ist.

Weil es regnet, setzt du dich drin vor den Fernseher und bemerkst nicht, dass kurze Zeit später die Sonne rauskommt.

Du erkennst nicht, wie nett eine stille Person ist, weil die anderen viel und laut reden.

Einem Freund geht es nicht gut, aber dir fällt das nicht auf, da du dich über etwas ärgerst.

Du kannst dich an einem kleinen Ausflug ins Grüne nicht erfreuen, weil du daran denkst, dass andere für mehrere Wochen in den Urlaub fliegen.

Du öffnest das Fenster und vergisst, die Heizung vorher abzustellen, da du es eilig hast.

Du bemerkst nicht, wie lecker dein Essen schmeckt, denn du schlingst es in Hektik einfach schnell runter.

Du wirfst deinen Lieblingspullover weg, weil die Werbung dir sagt, dass er nicht mehr „in“ ist.

Ein Marienkäfer setzt sich auf deinen Arm, aber weil du gerade schlechte Laune hast, verscheuchst du ihn, anstatt den kleinen Glücksbringer zu betrachten und seine Füßchen auf deiner Haut zu spüren.

Du trittst auf dem Schulweg versehentlich auf eine Schnecke, weil du in deine sorgenvollen Gedanken an die Mathearbeit vertieft bist.

In der großen Pause isst du drei Pausenbrote und denkst währenddessen darüber nach, was du nach der Schule machen möchtest. Dabei bemerkst du nicht die hungrigen Blicke und das Magenknurren eines Mitschülers, der nichts zu essen in die Schule mitbekommen hat.

Nach der Wäsche ist deine Kleidung voller weißer Fusseln, weil du dir vor dem Waschen nicht die Zeit genommen hast, um nachzusehen, ob sich nicht noch ein Taschentuch in der Kleidung versteckt hat.

Du machst ein Picknick auf einer Wiese, aber weil du dabei Musik über Kopfhörer hörst, nimmst du die schönen Naturgeräusche nicht wahr und bemerkst auch nicht, dass eine Stimme immerzu „Waldi, Waldi“ ruft. Als du dann zu deinem Picknickbrot greifen willst, wunderst du dich, dass es nicht mehr da ist und stattdessen ein schmatzender Hund neben dir sitzt.

Dies war nur eine kleine Auswahl aus der unendlich langen Liste von Beispielen, wie wir etwas Schönes oder Wichtiges im Alltag verpassen. Bestimmt kennst du einige dieser Situationen oder dir fallen jetzt ganz viele andere Beispiele ein. All das würde uns nicht passieren, wenn wir achtsam wären. Das Gute ist: Achtsamkeit kann man üben!

Achtsamkeit hilft dir also, mehr tolle Dinge zu entdecken, und ermöglicht dir zudem, Gutes zu tun und sorgsam mit Menschen, Tieren, Pflanzen, der Umwelt und auch mit Sachen umzugehen. Aber es gibt sogar noch mehr Vorteile: Indem du achtsam bist, wirst du zufriedener und entspannter, denn wenn du auf die schönen Dinge achtest, nimmst du dir eine Auszeit von der stressigen Welt und erkennst, wie viel Gutes es in deinem Leben gibt. Auch mit dir selbst solltest du achtsam umgehen, denn dadurch zeigst du dir, dass du wertvoll bist, und bemerkst, was dir guttut und was nicht. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass du dich durch Achtsamkeit besser konzentrieren kannst, sodass du in der Schule und bei deinen Hobbys nicht so leicht abgelenkt bist und dir im Alltag weniger Missgeschicke passieren. Achtsamkeit kann selbst aber auch Ablenkung sein, und das ist in diesem Fall etwas sehr Gutes. Durch Achtsamkeit kannst du dich nämlich von Angst, Sorgen, schlechten Erinnerungen und anderen unschönen Gefühlen ablenken – oder auch einfach, wenn dir langweilig ist, denn Achtsamkeit bringt vor allem auch eines: Sehr viel Spaß.

Jetzt denkst du bestimmt: „Ist ja toll, diese Achtsamkeit. Aber wie funktioniert das?“ Das erklären wir dir ganz genau, und zwar in unserem nächsten Beitrag am 21. März. Dann gibt es auch schon die erste richtige Übung. Sei gespannt!