Ein älterer Herr wohnt in einem Einfamilienhaus. Jeden Mittwoch muss er morgens die Biomülltonne an die Straße stellen, damit die Müllabfuhr sie leeren kann. Als der ältere Herr die Tonne an diesem Morgen zur Straße ziehen will, hört er ein komisches Geräusch.
Es klingt fast wie ein Stöhnen und der ältere Herr hört deutlich die Worte: „Oh nein, bitte nicht!“ Der Herr schaut sich um. Es ist niemand da. Er fängt an, die Tonne zur Straße zu ziehen. Da hört er es wieder: „Stopp, bitte nicht! Ich will nicht in die Müllabfuhr!“ Jetzt ist der Herr sich ganz sicher – da spricht jemand aus der Biotonne. Aber wer kann da drin sein? Die Tonne ist doch voll mit Biomüll.
Dem älteren Herrn ist ein wenig mulmig zumute. Er bleibt stehen und fragt: „Wer bist du und was machst du in meinem Biomüll?“ Eine Weile ist es still. Dann geht zögerlich der Deckel der Tonne einen Spalt auf. Zwei Augen schauen den älteren Herrn ängstlich an. Wer ist das? Langsam hebt sich der Deckel ein Stück höher. Nun sieht der Herr das ganze Gesicht, das aus der Tonne guckt. Es trägt eine schwarze Maske um die Augen und hat eine freche spitze Nase.
„Ein Waschbär!“, lacht der ältere Herr erstaunt und erleichtert. „Was machst du denn da und wie kommst du da rein?“, fragt er den Überraschungsgast in der Tonne.
Der Waschbär antwortet: „Ich hatte Hunger. Du schmeißt immer so viel weg, was noch gut ist. Ich komme immer abends vorbei und hole mir etwas aus deiner Tonne. Du lässt ja immer den Deckel eine Weile offen, weil du von drin noch etwas holst. In der Zeit springe ich in die Tonne, schnappe mir etwas zu essen und springe wieder raus. Aber gestern habe ich es nicht rechtzeitig geschafft, wieder rauszuspringen. Ich war noch drin, als du den Deckel zugemacht hast. Ich habe gerufen, aber du hast mich nicht gehört. Und ich kann nicht gleichzeitig den Deckel aufmachen und springen. Deshalb war ich die ganze Nacht in der dunklen stickigen Tonne. Na ja, immerhin hatte ich genug zu essen. Aber jetzt möchte ich bitte raus und nicht von der Müllabfuhr abgeholt werden. Könntest du bitte den Deckel ganz aufmachen, damit ich rausspringen kann?“
Der ältere Herr ist verblüfft. „Entschuldige bitte, dass ich dich eingesperrt habe“, sagt er und klappt den Deckel der Tonne auf. „Alles gut“, antwortet der Waschbär erleichtert und springt aus der Tonne. Vor dem Herrn bleibt er stehen und sagt: „Du, ich wollte dich schon lange mal was fragen. Könntest du mir die Sachen, die du nicht mehr essen willst, vielleicht auf den Boden legen? Ich habe zwar nichts gegen Sport, aber es ist nicht so appetitlich, sich sein Essen aus der Mülltonne zu holen.“ Der ältere Herr lacht: „Klar, das kann ich gut verstehen! Ich stelle dir ab jetzt dein Abendbrot auf einem Teller vor die Tür.“ „Danke!“, ruft der Waschbär, „dann bis heute Abend!“